Nach dem Lawinenwinter 1999 wurde nicht nur in den Schutz des Siedlungsraumes investiert sondern auch in den Schutz der Verkehrswege ins Paznaun.
Ein Bericht von DI Günter Hepke (2003)
Die frühere Bundes- und nunmehrige Landesstraße B 188 Silvrettastraße führt von Pians bis zum Weiler Galtür - Wirl, wo die im Winter gesperrte Silvretta - Hochalpenstraße angrenzt. In ihrem Verlauf durch das gesamte Paznauntal wird die B 188 Silvrettastraße durch zahlreiche Lawinenstriche bedroht, welche durch Anbruchverbauungen im Gelände, sowie durch direkte Schutzmaßnahmen an der Straße, wie Lawinengalerien oder Lawinentunnels mit den notwendigen Schutzdämmen zu entschärfen sind. Während die Anbruch- oder Stützverbauungen am Berg von der Wildbach- und Lawinenverbauung errichtet werden, und die Landesstraßenverwaltung neben Bund, Land und Gemeinden als Interessent ihren finanziellen Beitrag dazu leisten, werden die Schutzmaßnahmen an der Straße direkt von der Landesstraßenverwaltung - früher Bundestraßenverwaltung - beauftragt und finanziert.So wurden in den Jahren 1977 - 1979 die Gfällgalerie am Taleingang und von 1979 - 1981 die Lahneringalerie vor Ischgl errichtet. Anschließend daran wurden von 1981 - 1983 die Graf- und Bärentalgalerie sowie die Pleisgalerie zwischen Ischgl und Mathon erstellt.
Die nächste Galerie war dann erst wieder die in den Jahren 1993 und 1994 errichtete „Tote-Mann-Galerie“ vor dem Weiler Tannenhof in der Gemeinde Ischgl, was vermutlich auf die in dieser Zeit doch häufig aufgetretenen relativ milden und schneearmen Winter zurückzuführen ist. In weiterer Folge wurden dann die großen Projekte Großtal-Birkentalgalerie und Gaistal-Vergrößgalerie zwischen Tannenhof und Ischgl, sowie die Schweizermaisgalerie zwischen Ischgl und Mathon geplant, für welche im Jahre 1998 auch die Grundeinlöseverhandlungen getätigt wurden. Durch die tragischen Ereignisse im Februar 1999 wurde die Realisierung der anstehenden Bauvorhaben gewaltig beschleunigt.So wurde die rd. 850 m lange Schweizermaisgalerie von 1999 - 2001 gebaut, aber auch die Lawinentunnel Großtal-Birkental, sowie Gaistal-Vergröß mit einer Gesamtlänge von rd. 1,4 km konnten von 2001 - 2003 errichtet werden. Bei diesen 3 Galerien wurde die ehemalige B 188 Silvrettastraße als Gemeindestraße beibehalten, sodass der Verkehr nur im Winter durch die Röhren bzw. Galerien geführt werden muss, in der übrigen Zeit aber die schöne Aussicht im Paznauntal genossen werden kann.
Zu den bereits erwähnten Bauvorhaben wurden in den Jahren 2000 – 2003 aber auch zusätzliche Schutzmaßnahmen gesetzt, wie die Verlängerung der „Toten-Mann-Galerie“, die Verlängerung der Graf- und Bärentalgalerie und der Pleiß-Galerie sowie ein Zusammenschluss dieser beiden Galerien vor Mathon. Im heurigen Jahr wird die Äußere-Pfanntalgalerie im Anschluss an die Gaistal-Vergrößgalerie gebaut und auch die Innere-Pfanntalgalerie im Anschluss an die Lahneringalerie vor Ischgl soll gestartet werden. Für das nächste Jahr ist die Verlängerung der Gfällgalerie taleinwärts vorgesehen. Danach bleiben für die Zukunft noch folgende direkt an der Straße zu setzenden Schutzmaßnahmen offen, nämlich Galerien oder Lawinentunnels für die Großtallawine unmittelbar taleinwärts hinter Ischgl, die Äußere Riefenbachlawine hinter Mathon, die Pachtelbachlawine zwischen Valzur und Tschaffein, sowie die angedachte Errichtung eines Nottunnels zwischen Galtür und Wirl.
Parallel dazu werden die erforderlichen Anbruchsverbauungen im gesamten Paznauntal von der Wildbach- und Lawinenverbauung errichtet, sodass durch die gemeinsamen Anstrengungen in absehbarer Zukunft ein relativ guter Sicherheitsstandard für die Benützer der B 188 Silvrettastraße gegeben sein wird. Ein vollkommener Schutz vor Lawinen wird jedoch nie möglich sein und es werden auch in Zukunft die Lawinenkommissionen des gesamten Tales wichtige Partner für die Sicherheit auf der B 188 Silvrettastraße bleiben.
Anmerkung: Inzwischen wurde die im Bericht erwähnten Äußere-Pfanntalgalerie sowie die Innere- Pfanntalgalerie errichtet. Die Gfällgaleri wurde taleinwärts verlängert. Im Bereich der Großtallawine bei Ischgl sowie der Ulmicher Bachli Lawine wurden automatische Lawinensprenganlagen installiert.