Eine Reise in die Kindheit
Dr. Wolfgang Hans Rudolf Richnow wurde 1938 in Berlin Weißensee geboren. Im August 1943 verließ er mit seiner Mutter aufgrund der Bombenangriffe der alliierten Streitkräfte die "Reichshauptstadt" Richtung Galtür. Sie blieben bis zum Frühjahr 1946 in Galtür, wo Herr Richnow auch die Volksschule besuchte. Gewohnt haben sie in dieser Zeit auf der Egga.
Der Galtürer Dialekt
ein Beitrag von Mag. Evelin Vogt
... als die Galtürer noch “Gsi-Berger” waren
Alemannisches im Galtürer Dialekt
Die Gemeinde Galtür liegt in einem administrativ-politischen und sprachlichen Grenzgebiet. Die Silvretta stellt die Sprachgrenze zwischen den beiden wichtigsten oberdeutschen Mundarten des Alemannischen im Westen und des Bairischen im Osten dar.[1] Die wechselvolle Geschichte der Gemeinde im Spannungsverhältnis von Romanen, Walsern und Bajuwaren reflektiert sich in der Sprache, in der sich Spuren aller Siedlungsgemeinschaften bis heute erhalten haben.
Flurnamen in Galtür
In früheren Zeiten nutzte man jede nur erdenkliche Stelle in der Natur als Wiese-, Weide-, Wald- oder Jagdgrund. Jede Region erhielt daher einen eigenen Namen. Je nach Nutzungsintensität wurden auch Kleinstflächen benannt. Den Hirten Jägern und Bauern früherer Zeiten waren diese Flurnamen sehr vertraut und so wurden sie von Generation zu Generation weitergetragen. Heute geraten diese Bezeichnungen in Vergessenheit, weil die Nutzung vieler Landschaftsbereiche unbedeutend geworden ist.
Damit diese Flurnamen nicht in Vergessenheit geraten, haben wir sie aufgezeichnet und in einer Karte dargestellt (Galtürbuch). Sie geben auch Zeugnis von der Entwicklung unserer Sprache.
Alte Bauernhöfe in Galtür
Galtür hat sich zwar zu einem modernen Fremdenverkehrsort entwickelt. - Man ist aber sehr gefühlvoll mit alten Baubeständen umgegangen und so gibt es in Galtür noch ziemlich viele alte Bauernhöfe, deren Schönheit faszinierend ist.
Die Oberpaznauner Höfe haben fast durchwegs einen einheitlichen Baustil. Im Wesentlichen wurden sie in Holzbauweise errichtet. Lediglich der Küchentrakt wurde mit Bruchsteinen aufgemauert. Unterkellert war meistens nur jener Teil, indem sich die Stube befand. Der Abgang in den Keller führte über die Rauchküche. Vom Hausgang aus führten meistens 2- 3 Stufen in die Stube. Von dort aus wurde das gesamte Haus mit einem gemauerten Ofen beheizt. Ein Teil des Ofens ragte in die Nebenstube. Über Deckenöffnungen strömte die warme Luft in die darüber liegenden Räume.
Galtürer "Enzner“
Schon seit Menschengedenken wird in Galtür Enzian gegraben. Manche Familien lebten sogar vom Schnapsbrennen und vom Schnapsverkauf. In einem Pachtvertrag aus dem Jahr 1705 wird das Recht zum Graben von Enzianwurzen in der Alpe Schiffanella (Großvermunt) eigens erwähnt.
In Galtür kommt der punktierte Enzian (Gentiana punctata) vor. Er wächst nur im kristallinen Hochgebirge und unterscheidet sich vom gelben Enzian (Gentiana lutea), welcher im Kalkgebirge wächst.
Das Graben von Enzianwurzen ist streng limitiert. Der Galtürer „Enzner“ ist daher eine seltene Kostbarkeit und er wird nur bei besonderen Gelegenheiten als Zeichen aufrichtiger Verbundenheit angeboten.
Enzian ist ein uraltes Heilkraut. Heute verwendet man die Enzianwurzel als Extrakt, Tinktur, Pulver oder Pillen bei allen Arten von Magenbeschwerden. Er hilft bei schlechter Verdauung infolge Säuremangels, bei Übelkeit, Aufstoßen und Appetitlosigkeit. Früher verwendete man Enzianwurzen auch bei Fieber und Gicht, bei Hysterie, Hypochondrie, Blutarmut und Darmparasiten. Besonders beliebt ist der Enzianschnaps, der aus der Wurzel gebrannt wird und durch langes lagern immer besser wird.
Zum Wohl!
Österreichische UNESCO Kommission
GALTÜRER ENZIAN
Immaterielles Kulturerbe in Österreich
Im November 2013 wurde das Wissen um die Standorte, das Ernten und das Verarbeiten des punktierten Enzians in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen.
http://immaterielleskulturerbe.unesco.at/cgi-bin/unesco/element.pl?eid=109&lang=de