Nach der Lawine aus Schnee, folgte für die Einheimischen die zweite Lawine, die Medienlawine.
Innerhalb weniger Tage verband man Galtür weltweit mit Zerstörung und Tod. Galtür erhielt eine weltweite Publizität, auf die man gerne verzichtet hätte.
Schon bei der Bericherstattung der Unglücke in Frankreich und der Schweiz wurde Galtür immer wieder als Ort mit großer Lawinengefahr und eingesperrten Gästen erwähnt.
Nur wenige Stunden nach dem Unglück waren zahlreiche Medienvertreter, vielfach mit Satellitenübertragungswagen, in Landeck. Galtür war nicht erreichbar. Vor Ort konzentrierte man sich auf die Suche der Verschütteten und die Betreuung der Verletzten, sodaß es keine direkte Presseberichterstattung aus Galtür gab. Die ersten Meldungen basierten auf Gerüchten und von "Zeugen vom Hörensagen". Man war auf diesen in Tirol noch nie dagewesenen Medienansturm nicht vorbereitet. In der Kaserne Landeck wurde daher in kürzester Zeit ein improvisiertes Pressezentrum eingerichtet.
Landeshauptmann und Bezirkshauptmann, sowie die Einsatzleiter versorgten die Medien zweimal täglich in einer Pressekonferenz mit Informationen. Zwischendurch wurden regelmäßige Medienbriefings ausgegeben.
Gleichzeitig wurde eine eigene Hotline für die Angehörigen der Urlaubsgäste eingerichtet. Es wurde bis zu 3000 Anrufe täglich betreut.
Aus Gründen der Flugsicherheit, und um die Bergungsarbeiten nicht zu behindern, wurden private Flüge nach Galtür verboten und man versorgte die Medien mit Bild und Filmmaterial durch ein eigenes Dokumentationsteam des österreicheischen Bundesheeres. Diese Vorgehensweise führte zu Vorwürfen der Zensur.
Kurz nachdem das letzte Opfer geborgen werden konnte, wurden die Medienvertreter mit Hubschraubern nach Galtür geflogen. Auf einer Pressekonferenz erhielten sie weitere Informationen und wurden auch auf den Lawinenkegel geführt.
Natürlich wurde auch sofort nach einem Schuldigen für das Unglück gesucht. Die Mitglieder der Lawinekommission, die Verantwortlichen der Bergbahnen, Tourismusmanager und Hoteliers gerieten ins Visier der Medien.
Aber es gab auch Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Solidarität.